Opel-Zukunft: Wo bleiben die fetten neuen Märkte?

Ende Januar verkündete Opels Mutterkonzern Stellantis Erfreuliches über Opel. Unter anderem – von einem eher niedrigen Niveau aus – auch ein Absatzplus von 62% in Ländern außerhalb von EU plus Großbritannien. Klang erstmal nicht schlecht, wurde aber nicht weiter spezifiziert (zu einem Gutteil resultierten diese Zuwächse wohl aus dem türkischen Markt).
Dabei war ja nach der Loslösung von General Motors eigentlich eine globalere Markenaufstellung angestrebt worden. Vorbei waren die Zeiten der GM-Marktvorgaben, in welchen etwa die USA oder Brasilien für das Rüsselsheimer Traditionsunternehmen tabu waren.
Spekulieren wir mal über die größten weltweiten Automobilmärkte außerhalb EU, GB & der Türkei…

China: hier finden inzwischen 30% aller globalen Automobilverkäufe statt, ein Wahnsinn. Die einheimischen Marken werden immer stärker, vor allem im e-Bereich; wer nicht schon längst vor Ort produziert ist raus. Und auch wer schon vor Ort produziert, kann bald raus sein – wie etwa einige Stellantis-Schwestermarken, deren China-Absatz in den letzten Jahren steil nach unten ging. Fazit: keine Chance für Opel.
USA: US-Käufer wären wohl offen für eine von früher her bekannte deutsche Marke (Stichwort: „GT“). Nachteil: Chancen hätten aufgrund der Größe aktuell nur der „Grandland“ und ein etwaiges darüber angesiedeltes SUV (z.B. der „Insignia“-Nachfolger).
Japan: Hurra, Opel ist schon da. Hier gilt Umgekehrtes wie für die USA – small is beautiful. „Corsa“ , „Combo“ oder „Crossland“ (demnächst: „Frontera“) könnten hier evtl. a klein bisserl was reißen. Die Qualität muss aber stimmen.
Indien: Total unklar ob Opel dort Chancen hätte. Haben mit Tata einen starken einheimischen Hersteller, aber alleine die riesige potenzielle Marktgröße sollte doch Anreiz genug sein, wieder einen Auftritt vor Ort zu wagen.
Brasilien: Hier sind die Stellantis-Schwestermarken Peugeot & Fiat schon lange vor Ort, zudem natürlich die ‚Ex‘ Chevrolet, welche Opel als Anbieter direkt angreifen könnte. Potenzial ist vorhanden, angebotene Modelle müssten allerdings Ethanol-kompatible Motoren aufweisen. Die grosse Frage: DARF Opel nach Brasilien oder gibt es auch hier eine No-Go-Vorgabe?
Südkorea: Starke einheimische Marken mit qualitativ ähnlichem Niveau wie japanische Fahrzeuge. Das heißt: die Kunden sind anspruchsvoll. Opel ‚war‘ tatsächlich schon im Land, und zwar in GM-Fertigungshallen, wo die erste „Mokka“-Generation sowie der „Karl“ hergestellt wurden. Eine erfolgreiche Markeneinführung dürfte schwierig werden.
Mexiko: Japaner, US-Marken und VW dominieren hier den Markt, viele haben auch Werke vor Ort. Opel ist wohl noch als Marke bekannt, allerdings agiert auch hier bereits hausinterne Stellantis-Konkurrenz vor Ort. Vielleicht könnte trotzdem was gehen, gerade weil Opel nicht mehr zu GM gehört.
Russland: Opel hätte auf diesem Markt vielleicht schon lange ein recht gutes Standing, wenn nicht die Russen alle paar Jahre irgendwelche Nachbarländer angreifen und entsprechende Handelsboykotte verursachen würden. Aktueller Bedarf: Kriegsmaterial. Absolutes No-Go & vermutlich für lange Zeit.


Vorläufiges Fazit: der ganz fette Markt China ist unerreichbar, danach kommen einige mit etwas Potenzial (vor allem in Lateinamerika), sofern man’s denn angeht. Ansonsten gilt: die EU bietet solide bis gute kaufkräftige Märkte, wo Opel bereits präsent ist und mit interessanten Modellen wieder wachsen kann. Viele rein von der Bevölkerungsgröße zukünftig interessante Märkte sind eben noch nicht mehr als das, scheiden aufgrund politischer Umstände aus (wie etwa der Iran) oder sind bestrebt, eine eigene Automobilindustrie aufzubauen (wie etwa Malaysia). Geduld ist weiter angesagt.

~ von opabo - 16. März 2024.

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